Kleines Lexikon theologischer Fachbegriffe
Das "kleine Lexikon theologischer Fachbegriffe" kann auf den eigenen Rechner kopiert und ergänzt werden. Es soll einen Überblick über wichtige Fachbegriffe für die Lehrplaneinheiten "Gerechtigkeit" und "Die Frage nach Gott" geben, die für das Abitur 2005 als so genannte "Sternchenthemen" verpflichtet sind. Das "kleine Lexikon" versteht sich als Ergänzung des Unterrichts in den Kurshalbjahren 12/2 und 13/1.
      Agnostizismus | 
    
       Philosophische
      Lehre von der Unerkennbarkeit der Wirklichkeit, des Absoluten und Gottes,
      weil diese letztlich nicht durch Sinneserfahrung und Beweisbarkeit zugänglich
      sind. Der Agnostizismus lässt die Möglichkeit der Existenz Gottes offen;
      Agnostiker leben allerdings so, als ob es Gott nicht gäbe. Das Wort
      stammt aus der griechischen Sprache. Gnosis bedeutet Wissen bzw.
      Erkenntnis, Agnosis dann eben Nicht-Wissen.   | 
  
| Anthropologie | 
       
      Lehre/Wissenschaft vom Menschen und seiner
      Entwicklung (naturwissenschaftlich-biologisch, philosophisch und
      theologisch). Nach Feuerbach ist die Theologie (Lehr von Gott) in die
      Anthropologie (Lehre vom Menschen) aufzulösen.   | 
  
| Anthropomorphismus | 
       
      Anthropos (gr.) heißt der Mensch, Morphe
      (gr.) die Gestalt.  | 
  
| Aufklärung | 
       Die Geistesbewegung des 17. / 18. Jahrhunderts wird Aufklärung genannt. Im Namen der autonomen Vernunft strebt die Aufklärung die Emanzipation und Befreiung von traditionellen Werten, Autoritäten und Institutionen an. Insbesondere gilt dies für eine Lösung von der Kirche als früher einmal zentrale Instanz der Wahrheits- und Wertevermittlung. Neben dieser Emanzipationsbestrebung zeigt die Aufklärung den Glauben an die unbegrenzten Möglichkeiten der Wissenschaft und einen expliziten Fortschrittsglauben. Für Immanuel Kant hat die Aufklärung eine sehr individuelle Note. In seinem Essay "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" definiert er: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit". Man könnte mit einem Sprichwort dieses Anliegen in anderen Worten ausdrücken: "Sapere aude", also "Hab Mut zu wissen" oder "Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen".  | 
  
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       (Bewusste)
      Leugnung der Existenz Gottes. Der praktische Atheismus ist das
      Lebensgefühl in weiten Teilen der industrialisierten Welt, wo Konsum,
      Wohlstand und Wissenschaft Gott offensichtlich nicht mehr vorkommen
      lassen. Der theoretische oder polemische Atheismus ist die
      offensive Leugnung Gottes durch „Argumente“, die das Dasein Gottes
      widerlegen. Ziel dieser Form des Atheismus ist der Humanismus, also die
      Betonung der Bedeutung des Menschen. Vertreter sind u. a. Feuerbach: Gott
      als Wunschprojektion des Menschen; Marx: Gott als Opium des Volkes
      (insbes. des Proletariats); Freud: Gott als Zwangsneurose; Sartre:
      Ablehnung Gottes im Namen der Freiheit; wenn Gott existiert, ist der
      Mensch unfrei und ein Nichts. Vielfach ist auch ein moralischer
      Atheismus zu erkennen, der Gott angesichts des Leids in der Welt
      ablehnt (Borchert, Camus u. a.). Zudem gibt es den methodischen
      Atheismus der Naturwissenschaften, die ihren Auftrag erfüllen, ohne
      Gott zu berücksichtigen. Sie forschen, als ob es Gott nicht gäbe.
      Naturwissenschaftliche Erkenntnisse schließen Gott als die alles
      bestimmende Wirklichkeit aus. Sie begrenzen sich explizit nur auf die
      raum-zeitliche Dimension und haben keinen Anspruch, auch die Transzendenz
      zu erforschen. Dennoch sind viele Naturwissenschaftler gläubige Menschen.
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       Autonomie
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       Bestreben
      des Menschen, sich selbst Normen und Gesetze zu geben. Im Gegensatz dazu
      gibt es die Heteoronomie (Fremdgesetzgebung) oder die Theonomie (Gesetze
      werden von Gott vorgegeben).   | 
  
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       Befreiungstheologie
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       Theologischer
      Ansatz, entstanden in Lateinamerika seit den 60er-Jahren des 20.
      Jahrhunderts, der in der Theologie und insbesondere in der Bibel (z. B.
      Exodus, Reich-Gottes-Botschaft Jesu) Ansatzpunkte sieht, die die
      Befreiungsbewegungen von Menschen aus Unterdrückung und Knechtschaft
      unterstützen. Vertreter u. a. Leonardo Boff. Vom kirchlichen Lehramt
      immer wieder abgelehnt, z. T. wurden Vertreter mit Sanktionen belegt. Die
      Anliegen der Befreiungstheologie wie Option für die Armen, Schaffung
      sozial gerechter Strukturen und Verhältnisse werden allerdings
      mittlerweile längst von Seiten der offiziellen Kirche vertreten.  | 
  
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       Religiöse
      Anschauung, nach der Gott zwar die Welt erschaffen habe, sie dann
      allerdings sich selbst überlassen hat und nicht mehr – wie im Theismus
      angenommen – auf die Geschichte der Welt und der Menschen Einfluss
      nimmt. Der Deismus ist vor allem von Philosophen in der Zeit der Aufklärung
      (seit dem 17./18. Jahrhundert) vertreten worden. Auch heute sind viele
      Menschen, die zwar „irgendwie“ an Gott glauben, wohl als Deisten zu
      bezeichnen.   | 
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       Dekalog
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       Die
      10 Gebote (Ex 20 und Dtn 5)   | 
  
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       Entwicklung
      in einer Stufung der Gottesvorstellung, nach der Gott sich so verhält,
      wie sich der Mensch sich zu ihm verhält. Eine deutsche Übersetzung wäre
      wohl „Wie du mir, so ich dir“. Diese Haltung zeigt sich etwa auch im
      so genannten „Tun-Ergehen-Schema“, nach dem es dem Menschen nach
      seinen Taten ergeht.   | 
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| Dualismus | 
       Anschauung, nach der die Welt auf zwei einander entgegen gesetzten Prinzipien gründet. Im Berech der Anthropologie spricht man vielfach vom Dualismus von Leib und Seele oder von Geist und Materie. In der Religion wird unter Dualismus die Annahme von zwei konkurrierenden Prinzipien, die die Welt beherrschen, gesprochen. Als Metaphern für diesen Dualismus werden Licht und Finsternis, ein gutes und böses Prinzip usw. bemüht. Für manche ist der Dualismus eine Erklärung des Bösen und des Leids in der Welt im Gegensatz zum Guten und Schönen. Wenngleich etwa das Christentum eindeutig monotheistisch ist (und somit den Dualismus konsequent ablehnt), ist mit dem Motiv des Satan oder Widersachers (Teufel) durchaus ein "Relikt" eines Dualismus latent vorhanden.  | 
  
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       Empirie
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       Erfahrung
      des Menschen; Erkenntnisse werden aus Erfahrung der Sinne gewonnen, nicht
      durch Herleitung (Deduktion) von Hypothesen. Empiristen lehnen auch die
      „Hypothese“ Gott ab, weil sie sich nur auf ihre Erfahrung verlassen
      wollen (vgl. Agnostiker).   | 
  
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       Enzyklika
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       päpstliches
      Lehrschreiben; bekannte Enzykliken sind u. a. Rerum novarum (1891) von
      Papst Leo XIII oder Humanae vitae (1967) von Papst Paul VI.  | 
  
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       ex
      iustitia   | 
    
       Im
      Gegensatz zur Hilfe "ex caritate" bezeichnet die Hilfe "ex
      iustititia" eine strukturelle Konzeption, die Not zu lindern. Das
      Prinzip dieses Ansatz ist die Gerechtigkeit (iustititia) bzw. der Versuch,
      gerechte Lebensverhältnisse zu schaffen.   | 
  
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       Exil  
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       Babylonisches
      Exil der Juden in Babylon nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems
      (und des von König Salomo erbauten Tempels) durch Nebukadnezzar II. Das
      Exil dauerte von 587 bis 538. Der persische König Kyros II ermöglichte
      die Rückkehr der jüdischen Oberschicht nach Jerusalem. Das Exil gilt als
      theologische Blütezeit der jüdischen Theologie. So entstand während
      dieser Zeit die Priesterschrift (erster Schöpfungsbericht!).   | 
  
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       Exodus
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       Auszug
      aus der ägyptischen Gefangenschaft. Zentrales Ereignis in der Geschichte
      des jüdischen Volkes, das den Auszug und die Befreiung aus der ägyptischen
      Knechtschaft auf das Eingreifen Gottes (JHWH), der sich Moses offenbarte,
      zurückführte. Religionsgeschichtlich gelang in der Zeit um 1400 v. Chr.
      einem jüdischen Stamm die Flucht aus der ägyptischen Abhängigkeit. Der
      Exodus (Auszug) wird im Buch Exodus ausführlich dargestellt. Kurz gefasst
      wird die Bedeutung des Exodus im so genannten „Kleinen
      heilsgeschichtlichen Credo“ in Dtn 26, 5-11 geschildert.   | 
  
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       Finalitätsbeweis
      oder teleologischer Gottesbeweis   | 
    
       Einer
      der „quinque viae“, der fünf Gottesbeweise von Thomas von Aquin, die
      auf die „Erfahrung“ gründen. Die Erfahrung lehrt die
      Zielgerichtetheit (Finalität) aller Dinge und Wesen. Den letzten Grund,
      die letzte absolute Finalität sieht Thomas in Gott begründet. Kritisiert
      wird der Gottesbeweis, weil dieser aus raum-zeitlicher Erfahrung auf
      Transzendenz, also auf etwas, das diese raum-zeitliche Dimension übersteigt,
      schließt. Außerdem ist die Ziel- oder Zweckgerichtetheit aller Dinge in
      den Naturwissenschaften umstritten. Die Begriff finis (lat) und telos
      (gr.) bedeuten beide Ziel und Zweck.   | 
  
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       Genesis  
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       Erstes
      Buch der Bibel und des Pentateuch (= 5 Bücher Mose). Im Buch Genesis
      werden u. a. die Schöpfungsberichte, die Sintflut und die
      Patriarchengeschichten (Abraham, Isaak, Jakob, Josef) geschildert.   | 
  
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       Gerechtigkeit
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| Gottesbeweise | siehe Artikel "Gottesbeweise" | 
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       Hermeneutik,
      hermeneutischer Zirkel   | 
    
       geisteswissenschaftliche
      Methode, die auch in der Exegese (Auslegung der Bibel) verwendet wird. Der
      hermeneutische Zirkel geht von einem Vorverständnis (eines Kunstwerks,
      eines Textes usw.) aus und kommt über eine Sachanalyse (soziokultureller
      Hintergrund, literarische Analyse, historisch-kritische Methode mit
      Textkritik, Literarkritik, Gattungskritik und Redaktionskritik) zu einem
      „vertiefteren Verständnis“ und schließlich zu einer persönlichen
      Auseinandersetzung (Engagement) mit dem Gegenstand der Untersuchung.   | 
  
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       Hilfe
      ex caritate   | 
    
       So
      werden die Hilfsmaßnahmen bezeichnet, die „ex caritate“, also aus
      Mitleid ergriffen werden. Im 19. Jahrhundert wurden etwa die
      Armenspeisungen, die Einrichtung von Waisenhäusern, die Bereitstellung
      von Wohnraum u. a. m. als Hilfe ex caritate bezeichnet. Weiterführend als
      diese Form der Linderung der Not und der Bekämpfung von Symptomen
      ungerechter Strukturen ist die Hilfe „ex iustitia“, also aus
      Gerechtigkeitserwägungen, die strukturelle Maßnahmen angeht und somit
      das Übel an der Wurzel packt und dessen Ursachen bekämpft (gerechte
      Lohnstrukturen, Mitarbeiterrechte, Verbot der Kinderarbeit, Familienlohn
      u. a. m.).   | 
  
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       Immanenz,
      immanent   | 
    
       Immanenz
      bedeutet im Gegensatz zur Transzendenz die Innerweltlichkeit bzw. das
      „Innewohnen“, also Phänomene, die das menschliche Zusammenleben bzw.
      das Zusammenwirken von Partnern betrifft. Man spricht etwa von
      systemimmanenten Erscheinungen, wenn innerhalb einer Struktur Phänomene
      auftreten. Im Wirtschaftsliberalismus ist z. B. die ungleiche Verteilung
      von Reichtum systemimmanent, weil das Grundprinzip des Liberalismus das
      freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte ist, was automatisch zu
      Ungleichheiten führt.   | 
  
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       Kapitalismus
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       So
      wird der Wirtschaftsliberalismus (und zuweilen auch die soziale
      Marktwirtschaft) kritisch genannt. Im Kapitalismus spielt das Kapital die
      zentrale Rolle in der Verteilung der Güter. Privateigentum, privates
      Unternehmertum, Gewinnmaximierung und Steuerung der Güterverteilung über
      den Markt (und damit Wettbewerbsordnung) sind wichtige Elemente des
      Kapitalismus. Karl Marx hat den Begriff im Wesentlichen geprägt und
      zugleich heftig kritisiert. Er wollte den Kapitalismus durch den
      Sozialismus ersetzen.   | 
  
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       Kausalitätsbeweis
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       Nach
      Thomas v. Aquin ein Gottesbeweis seiner quinque viae. Alles hat eine
      wirkende Ursache (Kausalität). Nichts geschieht aus sich. Letztursache,
      ultima causa, letzter Grund, ist demnach Gott. Wie bei anderen
      Gottesbeweisen stützt sich Thomas auf Aristoteles, bei dem es heißt:
      „Mithin ist es notwendig, eine erste wirkende Ursache anzunehmen, die
      alle Gott nennen“.   | 
  
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       Konsensargument
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       Gottesbeweis,
      der auf Cicero (1. vorchristl. Jahrhundert, röm. Philosoph und
      Staatsmann) zurückgeht. Aus der Übereinstimmung (consensus) aller Völker,
      dass Gott existiert, wird auf die Wirklichkeit Gottes geschlossen. 
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       Geisteshaltung,
      die als Kennzeichen unserer Zeit gilt. Der Mensch lebt den Konsum,
      verschreibt sich dem Konsum und verhält sich so, dass er alles haben und
      nutzen möchte (konsumieren). Erich Fromm hat in seinem Buch „Haben oder
      Sein“ diese Geisteshaltung treffend charakterisiert.   | 
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       Kontingenzerfahrung
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       Aus
      der Erfahrung der Kontingenz, der „Zufälligkeit“ des Lebens können
      Menschen Zugang zur Gottesfrage finden. Das lateinische Wort "contingere"
      heißt so viel wie "sich ereignen" oder "zukommen". Zufälligkeit ereignet sich
      allenthalben (Geburt, Partnerschaft, Leben und Sterben, Endlichkeit). So
      genannte Kontingenzerfahrungen gibt es vor allem im Leid, egal ob im
      persönlichen Leid, in Sinnkrisen oder in der Erfahrung des Leids
      überhaupt. Außerdem gibt es Kontingenzerfahrungen im Glück, also in
      erfreulichen Erfahrungen des Erfolgs, der Gesundung usw. Sowohl die
      Erfahrung der Unzulänglichkeit (auch dies kann mit Kontingenz bezeichnet
      werden), der Endlichkeit und der anscheinenden Sinnlosigkeit eröffnet die
      Frage, vielleicht sogar den Zugang zu Transzendenzerfahrungen, dass
      nämlich die Welt letztlich doch "in Ordnung" ist, einen Sinn
      hat und das momentane Leid nicht alles ist. Ebenso kann es in
      Glückserfahrungen die Ahnung von Transzendenz geben, dass nämlich die
      Zufälligkeit des Glücks im besten Sinne des Wortes zu-fällt, also
      vielleicht sogar Fügung ist.  Die
      Kontingenzerfahrung kann so zu der Überlegung und Überzeugung führen, dass Gott die Welt
      gestaltet und „in Händen hält“. „Der Mensch denkt, Gott lenkt“
      lautet ein Sprichwort, das diese Erfahrung im Volksmund wiedergibt.
      Die Erfahrung, dass es im Chaos letztlich doch Ordnung gibt, vermittelt
      Peter L. Berger in seinem Buch "Auf den Spuren der Engel" mit
      dem Verhalten der Mutter, die ihr weinendes Kind damit tröstet, dass sie
      sagt: "Alles ist in Ordnung, alles ist wieder gut" und somit die
      Zuversicht in diese Ordnung vermittelt.  | 
  
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       Kosmologischer
      Gottesbeweis   | 
    
       Die
      fünf Gottesbeweise des Thomas von Aquin werden auch als Kosmologischer
      Gottesbeweis zusammengefasst, weil sie alle auf Erfahrungen in der Welt
      (im Kosmos) beruhen. Kosmologie bedeutet eigentlich die Lehre vom Weltall
      / Universum.   | 
  
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       Kulturkampf
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       Phase
      in der Bismarck’schen Politik, als nach der Reichsgründung (1871)
      Bismarck die Einflussnahme der katholischen Kirche auf die Gesellschaft
      zurückdrängen wollte. So wurde die Zivilehe eingeführt, die
      Schulaufsicht dem Staat übertragen, der Jesuitenorden verboten, der
      Kanzelparagraph erlassen (von der Kanzel darf keine politische
      Einflussnahme erfolgen). Ende der 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts kam es
      zu einer Verständigung zwischen kath. Kirche (bzw. dem Zentrum als dessen
      parteipolitischer Kraft und Bismarck).   | 
  
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       Marxismus
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       Philosophie,
      die auf Karl Marx (1818-1883) zurückgeht. Marx betonte, dass die
      Philosophen versucht hätten, die Welt zu erklären und zu verstehen, es
      komme aber darauf an, sie zu verändern. So ist seine
      Geschichtsphilosophie (Dialektik) in eine Wirtschaftstheorie übergegangen,
      nach der die Arbeit vor dem Kapital rangiert. Er wollte die Aufhebung des
      Privateigentums und die Revolution des Proletariats, um quasi
      paradiesische Verhältnisse der Gleichheit herzustellen. Seiner Theorie
      nach bereicherten sich die Kapitalisten dadurch, dass sie den
      „Mehrwert“ den Arbeiter erwirtschafteten, für sich reklamierten und
      damit die Arbeiter (das Proletariat) ausbeuteten. Marx prognostizierte den
      Niedergang dieses Systems durch die „Diktatur des Proletariats“, die
      schließlich zu einer klassen- und staatenlosen Gesellschaft führen
      sollte. Seine Ideen wurden prägend für den Sozialismus und Kommunismus,
      wurden allerdings im „real existierenden Sozialismus“ pervertiert und
      sind mittlerweile fast nur noch als Idee in der Geschichte der Menschheit
      lebendig.    | 
  
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       Materialismus
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       Geisteshaltung,
      nach der nur die Materie Grund aller Wirklichkeit ist. Geist wird als
      nicht-existent, weil nicht materiell greifbar, betrachtet. Heute wird der
      Begriff „Materialismus“ vor allem als praktischer Materialismus
      verstanden, der eine Lebensauffassung beschreibt, in der materielle Werte
      wie Genuss, Besitz, Konsum vor geistigen und moralischen Werten rangieren.
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| Metaphysik | 
       Metaphysik bezeichnet die philosophischen Fragestellungen nach der Begründung der Wirklichkeit und nach dem Göttlichen. Wörtlich heißt Metaphysik "hinter oder nach der Physik", also die Natur überschreitend. Der Begriff stammt wohl von Aristoteles, von dem es ein gleichnamige Schriftensammlung gibt.  | 
  
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      Monotheismus (neu: 25. März 2005)  | 
    
       Glaube an einen einzigen Gott. Auch der jüdische Monotheismus hat sich aus der Verehrung eines Stammesgottes (Jahwe), neben dem allerdings durchaus noch andere Gottheiten anerkannt wurden über die Monolatrie, also die ausschließliche Verehrung eines Gottes aus der Schar der Gottheiten, bis zum konsequenten Monotheismus, also der Überzeugung, dass es tatsächlich nur einen einzigen Gott gibt (alle anderen, von anderen Völkern verehrten Götter wurden als Götzen abgelehnt) entwickelt. Der Monotheismus hat sich im Judentum erst nach dem babylonischen Exil (586-537) durchgesetzt. Monotheistische Religionen sind (im Unterschied zu polytheistischen Religionen, die an viele Gottheiten mit unterschiedlichen Aufgabengebieten glauben) das Judentum, das Christentum und der Islam.  | 
  
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       Moral
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       Die
      Lehre von der Moral, den Verhaltens- und Einstellungsnormen, die nicht
      notwendiger Weise rechtlich abgesichert sind, wird als  „Ethik“
      bezeichnet. Mit Moral wird auch das sittliche Verhalten und
      Pflichtbewusstsein bezeichnet. Jemand hat „Moral bewiesen“, wenn
      tugendhaftes Verhalten gegen Leichtfertigkeit und nicht selten eigenen 
		Vorteil steht.   | 
  
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       Nachhaltigkeit
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       Der
      Begriff „Nachhaltigkeit“ ist relativ jung. Allerdings wurde dieser
      schon lange Zeit in der Forstwirtschaft verwendet, wo Nachhaltigkeit
      bedeutete, dass nur soviel Bäume eingeschlagen wurden wie gleichzeitig
      wieder angepflanzt wurden. Nachhaltigkeit wird heute vornehmlich ökologisch
      verstanden, wobei der Begriff allerdings recht verstanden eine ökologische,
      ökonomische und soziale Dimension hat und bedeutet, dass unser Verhalten
      daraufhin geprüft werden soll, wie es sich auf nachfolgende Generationen
      auswirkt. Nachhaltigkeit will also die Lebenschancen zukünftiger
      Generationen erhalten.   | 
  
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       negative
      Theologie   | 
    
       Reaktion
      darauf, dass Gott nicht letztlich verstanden und begriffen werden kann.
      Karl Barth hat „Gott als den ganz Anderen“ bezeichnet und damit
      jeglichem Definitionsversuch (Definition heißt eigentlich
      „Begrenzung“ oder Festlegung) eine Absage erteilt und 
      angedeutet, dass Gott unsere Vorstellungen immer übertrifft.
      Negative Theologie bedeutet demnach, dass von Gott nur gesagt werden könne,
      was er nicht ist (Despot, Richter, ....).   | 
  
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       Offenbarung
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       Eine
      Offenbarung bedeutet, dass etwas Verborgenes aufgedeckt wird. So bedeutet
      der Begriff "Offenbarung" in der Theologie, dass Gott und dessen
      Heilsplan "aufgedeckt" werden soll. Der Begriff der Offenbarung
      wird im Zusammenhang mit der Bibel (AT und NT) verwendet, in der Gottes
      Heilshandeln an den Menschen offenbar wird. Auch Jesus Christus wird als
      endgültige Offenbarung Gottes bezeichnet, weil er in unüberbietbarer
      Weise verdeutlicht hat, wer Gott ist. Im Mittelpunkt der Offenbarung
      Gottes in Jesus Christus steht die Überzeugung, dass Gott die Liebe ist
      (so explizit in 1 Joh 4, 16b - 21).    
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       Ontologischer
      Gottesbeweis   | 
    
       Der
      "ontologische Gottesbeweis" (die Bezeichnung stammt von Immanuel
      Kant) geht auf Anselm von Canterbury (12. Jh.) zurück. Seine
      Argumentation war folgende. Gott muss als das größte Denkbare
      existieren. Gott ist das vollkommene Wesen, die Fülle des Seins, über
      das hinaus ein Größeres undenkbar ist. Aus der Idee des höchsten Wesens
      schließt Anselm dann auch dessen tatsächliche Existenz. 
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       Option
      für die Armen   | 
    
       Der
      Begriff "Option für die Armen" bedeutet, dass das Christentum
      und dessen gesellschaftliche Ausprägung in erster Linie sich den
      Entrechteten, Unterprivilegierten, Außenseitern und Armen widmen muss.
      Diese Ausrichtung, diese erste Priorität, die den Armen gilt, ist in der
      Reich-Gottes-Botschaft Jesu, in der Frohbotschaft (= Evangelium) begründet.
      Der Begriff der "Option für die Armen" kommt u. a. in
      Enzykliken vor und gilt als Grundprinzip der "Theologie der
      Befreiung".   | 
  
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       Patchwork-Religiosität  
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       Die
      Erscheinung, dass zusehends Religionen aus Versatzstücken
      unterschiedlicher religiöser Ansätze zusammengefügt werden und zu sehr
      persönlicher und individueller Religiosität führen. Autoritäten
      wie ein kirchliches Lehramt werden nicht mehr beachtet. So können etwa
      Elemente wie Reinkarnation oder esoterische Überzeugungen durchaus in
      eine grundsätzlich christliche Haltung "eingebaut" werden. Der
      Begriff "Patchwork-Religiosität" könnte mit dem Fachbegriff
      des "Synkretismus" verglichen werden. Die Patchwork-Religiosität
      gilt als signifikante Beschreibung der Glaubenswelt insbesondere von
      Jugendlichen, die "irgendwie" an Jesus glauben.    
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| Pantheismus | 
       Nach der Vorstellung des Pantheismus ist Gott in allem. So sind Gott und die Natur, Gott und die Welt eins. Alles, was ist, ist Gott. Gott ist somit identisch mit dem All und der Natur. Gott und die Welt sind untrennbar und von einer Wesenheit. Eine Schöpfung hat nicht stattgefunden. Demnach wäre Gott also nicht transzendent (wie im Theismus), sondern immanent, also der Natur innewohnend.  | 
  
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       Pauperismus
        | 
    
       Begriff
      für die Massenarmut im 19. Jahrhundert im Zuge der industriellen
      Revolution und der Industrialisierung, verbunden mit Landflucht,
      Verelendung, Kinderarmut, Verlust sozialer Bindungen.  | 
  
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       Pluralismus
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       Kennzeichen
      der „Moderne“. Unter Pluralismus versteht man die Vielzahl der
      Sinnangebote, mit denen sich der Mensch konfrontiert sieht. So sieht sich
      auch das Christentum mit einem Pluralismus der Weltanschauungen
      konfrontiert. Ein ehemals noch herrschendes „katholisches oder
      evangelisches Milieu“ gibt es nicht mehr.   | 
  
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       Positivismus  
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       Philosophie,
      die nur in dem unmittelbar Wahrgenommenen (Erfahrung und empirisches
      Wissen) eine sichere Grundlage der
      Erkenntnis sieht. Metaphysik wird abgelehnt. Der Empirismus ist eine
      vergleichbare Geisteshaltung. Begründet wurde der Positivismus von
      Auguste Comte (19. Jh.). Die Geisteshaltung der Gesellschaft des 20. und
      21. Jahrhunderts wird oftmals auch als "vulgärer Positivismus"
      beschreiben. Damit ist eine Einstellung gemeint, die davon ausgeht, dass
      die Wirklichkeit rein objektiv und empirisch beschreibbar sei. Das
      Vertrauen auf die vermeintliche Allmacht von Wissenschaft und Technik
      verstellt dabei den Blick auf eine Dimension der menschlichen Existenz,
      die sich erst im Glauben eröffnet.    | 
  
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       Prinzipien
      der katholischen Soziallehre   | 
    
       Die
      Katholische Soziallehre gründet auf der Gottebenbildlichkeit des
      Menschen, die ihm eine ganz besondere Würde verleiht. Die Prinzipien der
      katholischen Soziallehre sind: Personalität, Solidarität, Subsidiarität
      und das Gemeinwohlprinzip. In jüngster Zeit wird meistens auch das
      Prinzip der Nachhaltigkeit als weiteres zentrales Element der kath.
      Soziallehre, die sich auf die Bibel und die Tradition (Enzykliken seit
      Rerum novarum im Jahre 1891) stützt. Als Vordenker der katholischen
      Soziallehre gilt der verstorbene Jesuit Oswald von Nell-Breuning (1890 bis
      1991).   | 
  
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       Projektion
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       Wunschvorstellung.
      Nach Ludwig Feuerbach ist Gott eine Projektion des Menschen, der alle
      seine Unzulänglichkeiten als Individuum auf Gott projiziert (der Mensch
      als Individuum ist endlich, unvollkommen, ohnmächtig; Gott wird als
      unendlich, vollkommen, allmächtig gedacht). Für Feuerbach verhindert die
      Projektion aller positiven Vollkommenheit auf Gott, dass der Mensch als
      Gattungswesen seine Möglichkeiten erkennt. Bekannt ist seine Formulierung
      in Anlehnung an den Schöpfungsbericht, wo es vom Menschen heißt, dass
      ihn Gott nach seinem Abbild erschaffen habe, dass – nach Feuerbach –
      der Mensch Gott nach seinem Bilde geschaffen habe. Das Anliegen des
      atheistischen Ansatzes von Feuerbach ist nach seinen Aussagen der „wahre
      Humanismus“, der die Selbstentzweiung des Menschen aufheben solle.
       
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       Proletariat
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       Die
      Bezeichnung von Karl Marx für die Arbeiterschaft. Bekannt wurde der
      Begriff mit der Formulierung „Proletarier aller Länder, vereinigt
      euch“, mit der das „Kommunistische Manifest“ von Marx und Engels
      (1848) schließt. Ursprünglich wurden die besitzlosen Bürger des antiken
      Rom als Proletarier bezeichnet.   | 
  
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      Religionskritik (im Überblick) (neu: 25. März 2005)  | 
    
       Religionskritik, deren Konsequenz letztlich
      eine komplette Säkularisierung, also Verweltlichung bedeutet, gab es
      eigentlich schon immer in der Geschichte der Menschheit. Schon bei den
      Griechen (z. B. Demokrit, 470-380 v.Chr.) wurde der Glaube an die Götter
      als Konsequenz aus der Angst des Menschen vor Bestrafung oder Nachteilen
      im Leben oder nach dem Tod und als Folge der Furcht vor
      außergewöhnlichen Naturerscheinungen gesehen.   | 
  
| Sakrament | 
       Der Begriff Sakrament kann 
		als "wirksames Zeichen der Gnade Gottes" definiert werden. Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente 
		(Taufe, Buße, Eucharistie, Firmung, Weihe (Diakonats-, Priester- und 
		Bischofsweihe), Ehe und Krankensalbung. Die Kirche selbst wird als 
		Grundsakrament verstanden, weil der Kirche selbst Heilswirksamkeit 
		zugestanden wird. Jesus Christus ist nach diesem Verständnis das 
		"Ursakrament" überhaupt.   | 
  
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       Säkularisierung
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       Verweltlichung,
      also der Prozess der zunehmenden Verdrängung religiösen Gedankenguts aus
      der Gesellschaft. In der Neuzeit sind Religion und kirchliche Autoritäten
      zusehends aus der Lebensgestaltung und Normfindung verdrängt worden. Auch
      der Verzicht auf die Berufung auf Gott in der Verfassung der Europäischen
      Union kann als Ausfluss der Säkularisierung verstanden werden.   | 
  
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       Schechina 
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       Göttliche
      Gegenwart, Gottes Herrlichkeit. Wörtlich bedeutet Schechina die
      „Einwohnung Gottes“ in der Welt. Sie wird als weiblicher Aspekt Gottes
      verstanden. Schechina
      ist vielleicht mit dem christlichen „Heiligen Geist“ zu vergleichen,
      der ebenfalls die Präsenz Gottes in der Welt bedeutet.
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       Solidarität
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       Neben
      dem Personalitätsprinzip ist die Ergänzung durch das Solidaritätsprinzip
      Zentrum der katholischen Soziallehre. Die Solidarität meint die das
      Eigeninteresse übersteigende Gemeinschaft der unterschiedlichen
      gesellschaftlichen Gruppierungen, die notwendig ist, um die Gesellschaft
      nachhaltig positiv zu gestalten. So wird u. a. Solidarität der
      Generationen und Solidarität der unterschiedlichen Nationen gefordert, um
      etwa den Weltfrieden sicher stellen zu können. Das Solidaritätsprinzip
      beruht auf Gegenseitigkeit. Das Einzelpersonen haften für die
      Gemeinschaft und die Gemeinschaft tritt für Einzelpersonen ein.   
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       Sozialethik
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       Die
      evangelische Sozialethik ergibt sich aus den gemeinsamen Stellungnahmen zu
      gesellschaftlichen und politischen Fragen von evangelischen Christen aus
      deren Glauben heraus. Ein kirchliches Lehramt kennt die evangelische
      Sozialethik im Gegensatz zur katholischen Kirche nicht. Nach
      dem evangelischen Grundprinzip „sola scriptura“ (allein die Heilige
      Schrift) gilt allein die Bibel als Grundlage für die Entwicklung
      sozialethischer Prinzipien. Inhaltlich unterscheidet sich die evangelische
      Sozialethik nicht wesentlich von der katholischen Soziallehre. In einem
      gemeinsamen „Sozialwort“ der Kirchen mit dem Titel 
      „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ aus dem
      Jahre 1997 haben sich beide Kirchen in einem intensiven Dialog zu
      ethischen Fragen geäußert. Für die evangelische Kirche gelten
      insbesondere folgende Handlungsoptionen:  | 
  
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       Spiritualität  | 
    
       Im
      Begriff der „Spiritualtität“ steckt das Wort „spiritus“, was so
      viel wie Geist bedeutet. Mit Spiritualität ist eine bestimmte Form der
      Glaubenshaltung gemeint. Insbesondere bedeutet Spiritualität, dass man
      Glauben und Leben in Einklang bringt, d. h. dass die Glaubensüberzeugung
      im Leben konkret und sichtbar wird. Zudem drückt sich Spiritualität im
      Gebet und in der besonderen Verehrung, etwa von Heiligen usw. aus. Eine Übersetzung
      könnte vielleicht der Begriff „Frömmigkeitshaltung“ sein. Eine
      besonders intensive Form der Spiritualität ist die „Mystik“, also die
      Versenkung in Gott, die die verstandesmäßige Erkenntnis übersteigt und
      zu einer oft unmittelbaren Erfahrung Gottes führt. Ziel des Mystikers und
      des sprituell leben Menschen ist die Begegnung mit Gott „im eigenen
      Herzen“. Methoden der Mystik sind Meditation und Askese, also Abkehr von
      der Welt. Als große Mystiker in der Kirchengeschichte werden u. a.
      Bernhard von Clairvaux, Hildegard von Bingen und Katharina von Siena
      genannt. Dass Mystik und Engagement in enger Verbindung stehen können,
      zeigt die Formulierung: "Je mystischer der Mensch ist, desto politischer
      wird er sein."  
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       Eines
      der Prinzipien der kath. Soziallehre. Subsidiarität bedeutet, dass die übergeordnete
      (staatliche) Instanz nur dann einzugreifen hat, wenn der Einzelne oder die
      untergeordnete Gemeinschaft nicht mehr aus eigener Kraft ihre Aufgaben bewältigen
      kann. Ziel der Subsidiarität ist es, so weit wie möglich die Freiheit
      und Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit des Einzelnen und kleinerer
      Gruppen zu bewahren. Staatliche (oder auch kirchlich organisierte) Hilfe
      wird nur dann angeboten, wenn unbedingt nötig. Das Prinzip dabei ist
      immer die „Hilfe zur Selbsthilfe“, d. h. dass die übergeordnete
      Instanz die Probleme nicht einfach löst, sondern Maßnahmen anbietet,
      damit die Bewältigung der Aufgabe der betreffenden Organisation allein möglich
      ist. Das Subsidiaritätsprinzip findet etwa auch in der Sozialversicherung
      oder in der Entwicklungshilfe Anwendung, ist also längst nicht mehr
      exklusive katholische „Lehre“.   | 
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       Verschmelzung
      verschiedener Religionen oder Zusammenfügung von Elementen aus
      verschiedenen Religionen in eine neue Religion. Wird oftmals auch als „Patchwork-Religiosität“
      bezeichnet. Synkretismus hat immer schon in der Religionsgeschichte eine
      Rolle gespielt. So hat auch das Christentum durchaus „heidnische“
      Elemente aufgegriffen und in den christlichen Glauben integriert.
      Problematisch wird Synkretismus dann, wenn nur aus Vorteilserwägungen
      verschiedene Elemente verwoben werden.   | 
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| Szientismus | 
       
      Der Szientismus (lat.
      scientia = Wissen[schaft]) bezeichnet eine Auffassung, die die
      Stellung der Wissenschaft im Bereich der Kultur überhöht, die
      Wissenschaft als einen absolut und bedingungsunabhängig positiven Wert
      betrachtet und annimmt, dass wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt von
      selbst heraus und unausweichlich kulturellen und sozialen Fortschritt zur
      Folge habe. Das Bild der Wissenschaft wird dabei häufig durch Reduktion
      auf die Besonderheiten bestimmter Disziplinen oder Gruppen von Disziplinen
      (Mathematik, mathematische Naturwissenschaft, sogenannte
      Strukturwissenschaften u.a.) zusätzlich verarmt und vereinseitigt. Mit
      dem Begriff des Szientismus wird häufig auch das bezeichnet, was mit
      "Wissenschaftsgläubigkeit", also die Überzeugung, dass die
      Wissenschaften genügen, um die Welt zu verstehen, bezeichnet wird.  | 
  
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       Tetragramm
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       Die
      hebräische Schrift kannte ursprünglich keine Vokale, sondern nur
      Konsonanten. So lässt sich auch die Vokalisierung des Gottesnamens JHWH
      nicht eindeutig bestimmen. Das Tetragramm sind die vier Buchstaben JHWH,
      die in der wissenschaftlichen Notation für den zumeist als Jahwe oder
      Jachwä vokalisierten Gottesnamen verwendet werden. Die Übersetzung des
      Tetragramms bereitet wohl noch größere Probleme als die Vokalisation. So
      liegen Übersetzungsvorschläge wie „Ich-bin-da“ oder „Ich werde
      sein, der ich sein werde“ oder „Ich bin der Seiende“ vorgeschlagen.
      Gemeingut ist allerdings, dass der im „brennenden Dornbusch“
      offenbarte Gottesname JHWH (vgl. Ex 3,14f) sowohl die Nähe Gottes zu den
      Menschen (besonders zum „auserwählten Volk“ der Israeliten) als auch
      die Unverfügbarkeit Gottes zum Ausdruck bringt. Im Judentum wird aus
      Ehrfurcht der Name Gottes nicht ausgesprochen. Stattdessen wird meistens
      der Begriff Elohim (bedeutet „Oberster Richter der Menschheit“ bzw.
      Gott oder Gottheit) oder Adonai (bedeutet „Herr“) verwendet.   | 
  
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       Theismus
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       Im
      Gegensatz zum Deismus, der weit verbreiteten Gottesvorstellung der
      Philosophen, geht der Theismus von einem personalen Gott aus, der als
      „Du“ angesprochen werden kann (dialogisches Verständnis). Zudem geht
      der Theismus davon aus, dass Gott „geschichtsmächtig“ ist, also auf
      die Geschicke der Welt und der Menschen Einfluss nimmt. Das Christentum,
      das Judentum und der Islam sind als theistische Religionen zu verstehen.   | 
  
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       Theodizee  
        | 
    
       
		Die
      von G. W. Leibniz geprägte Begrifflichkeit für die „Rechtfertigung
      Gottes angesichts des Leids“. Die Theodizee gilt für viele als „Fels
      des Atheismus“ (Büchner), weil es keine befriedigende Antwort darauf
      gibt, wie es einen allgütigen und allmächtigen Gott geben kann, wenn so
      viel - auch von Menschen nicht verursachtes – Leid die Menschen bedrängt.
      Antwortversuche sind u. a. das so genannte Tun-Ergehen-Schema, der Verweis
      auf die Freiheit des Menschen (auch zum Bösen), der Hinweis auf ein größeres,
      den Menschen nicht einsichtiges Sinnganzes, ein dualistischer Ansatz (das
      Böse vom Satan oder Widersacher verursacht) usw. Heutige verantwortbare
      Theologie verweist darauf, dass es tatsächlich keine eingängige und überzeugende
      Antwort auf die Frage nach dem Leid gibt, dass es vielmehr gelte, alles
      daran zu setzen, Leid zu verhindern, wo immer es geht und mit den
      Menschen, die Leid und Übel erfahren, solidarisch (mit-leidend) zu sein.
      Ein Ansatz zur Deutung des Leids ist, dass Gott selbst das Leiden in Jesus
      Christus und dessen Kreuzestod auf sich genommen hat. 
        | 
  
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       Theonomie  
        | 
    
       
		Gesetze
      und Normen werden auf Gebote Gottes zurückgeführt. Gegensatz dazu ist
      die Autonomie (Selbstgesetzgebung) des Menschen. Als mögliche Synthese
      wird in der Theologie heute die „autonome Moral“ vertreten (begründet
      u. a. von Alfons Auer), die sich aber durchaus dem Evangelium und den
      sittlichen Weisungen aus dem AT (Dekalog) und v. a. der Bergpredigt
      verpflichtet sieht.   | 
  
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       Transzendenz,
      transzendent:  | 
    
       
		Unter
      Transzendenz (von lat. transcedere: überschreiten) versteht man eine
      Instanz, die die irdische Wirklichkeit übersteigt. Der Mensch begreift
      sich als endliches, abhängiges Wesen, das ein die Grenzen der
      Innerweltlichkeit überschreitendes Prinzip (Gott, Weltgeist....)
      anerkennt.   | 
  
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       Trinität  
        | 
    
       
		Trinität
      bedeutet die Dreifaltigkeit Gottes als Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger
      Geist. Die Deutung der Dreifaltigkeit hat zu vielen theologischen
      Spekulationen geführt. Andere monotheistische (Monotheismus ist der Glaube
      an einen Gott!) wie der Islam oder das Judentum sehen in der Trinität
      schon polytheistische Züge (Polytheismus ist der Glaube an viele Götter).
      Die Trinität bedeutet allerdings in der theologischen Sprache, dass der
      eine Gott sich in drei Personen zeigt. Der Schöpfer und Sinn-Grund der
      Welt, Gott-Vater, die Offenbarung Gottes in Jesus Christus (die
      „Konkretisierung Gottes“) und die andauernde Präsenz Gottes in der
      Geschichte als „Heiliger Geist“. 
        | 
  
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       vernünftiges Vertrauen  
        | 
    
       
		Ein
      Begriff, den Hans Küng als Definition für „Glaube“ verwendet. Das
      Anliegen dieser Begrifflichkeit ist es, dass der Glaube, der letztlich
      nicht beweisbar ist und den Akt des Vertrauens fordert, dennoch vor der
      Vernunft gerechtfertigt werden kann. Anders ausgedrückt. Glaube als vernünftiges
      Vertrauen ist nicht „blind“, sondern Glaube mit „guten Gründen“.   | 
  
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       Wirtschaftsliberalismus
        | 
    
       Das
      auf Adam Smith (1723 – 1790) zurückgehende Wirtschaftssystem, das im
      freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte den Wohlstand für alle als möglich
      betrachtet. Grundlage des Wirtschaftsliberalismus ist die Arbeitsteilung
      und die Anerkennung von Märkten zum Warenaustausch. Die
      Produktionsfaktoren müssen im Privateigentum sein, damit wie von
      „unsichtbarer Hand“ das Einzelinteresse zum Wohl aller sich
      entwickelt. Freier Wettbewerb, Freihandel (ohne Zollbeschränkungen),
      Gewerbefreiheit, Privateigentum und die Entwicklung der Preise nach dem
      Prinzip von Angebot und Nachfrage sollen die Wirtschaftsordnung bestimmen.
      Der Wirtschaftsliberalismus sieht für den Staat die Aufgabe der Schaffung
      von Rahmenbedingungen. Ansonsten sollte sich dieser aus der Wirtschaft
      heraushalten (Nachtwächterstaat). Diese Haltung wird als „Laissez-faire-Prinzip“
      bezeichnet. Rahmenbedingungen für eine gelingende Wirtschaft sind etwa
      die Schaffung der notwendigen Infrastruktur und die Sicherung des
      Friedens. 
        | 
  
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       Zedakah  | 
    
       Verpflichtendes,
      umfangreiches moralisches Konzept der Wohltätigkeit im Judentum. Sowohl der Geber als
      auch der Nehmer sollen sich dabei an ethische Regeln halten. Der Geber
      darf z.B. den Empfänger von Almosen nicht als minderwertig erachten, er
      darf ihn nicht spüren lassen, dass er arm ist. Der Nehmer sollte nur dann
      um Almosen und Wohltätigkeit bitten, wenn er sich wirklich nicht mehr
      anders helfen kann, selbst dann, wenn er deswegen die Schabbat-Gebote
      brechen müsste. Aber auf jeden Fall muss er Zedakah annehmen, bevor seine
      Gesundheit oder sogar sein Leben durch die Armut gefährdet wird, denn das
      wäre eine Sünde, da Gesundheit und Leben von Gott gegeben sind und nicht
      gering geachtet werden dürfen. Ein Jude ist nicht nur verpflichtet, gegenüber
      seinem eigenen Volk wohltätig zu sein, sondern gegenüber den Armen aller
      Völker. Der Begriff „Zedakah“ wird zuweilen auch als Gerechtigkeit
      verstanden.  | 
  
Das kleine Lexikon
theologischer Fachbegriffe wurde aus verschiedenen Quellen zur Verwendung für
Schülerinnen und Schüler zusammengestellt. 
Die Quellenangaben sind nicht vollständig. Das Lexikon wird immer wieder
ergänzt.
Günter Brutscher, Stand: 25. März 2005