Gerechtigkeit in der Bibel

Lehrplanbezug: Menschenwürde und Güter der Schöpfung für alle; biblisches Menschenbild als Leitbild für das Zusammenleben und soziale Handeln; Gen 1,26-31

Freiheit und Bundesordnung
Der Dekalog – Grundgesetz, Weltgesetz und „Urcharta der Menschenrechte“ (Ex 20, 1-17; Dtn 5, 6-21)
Lehrplanbezug: Zusammenhang von Befreiung aus der Knechtschaft und Verpflichtung zu entsprechendem Handeln, von Gottesrecht und Menschenrecht
Der Dekalog (wörtlich das Zehn-Wort), also die Zehn Gebote, gelten als das „Grundgesetz“ des Volkes Israel. Zuweilen wird dieser Dekalog gar als das „Weltgesetz“ bezeichnet. Diesem folgen – sowohl im Buch Exodus als auch im Buch Deuteronomium – weitere Gesetze, die die Aussagen des Dekalogs konkretisieren. Diese Gesetzessammlung wird das Bundesbuch (Exodus, Kapitel 21 bis 23) oder das Deuteronomische Gesetz (Deuteronomium[1]) genannt. Nur der Dekalog ist von Gott direkt an die Menschen gerichtet worden. Die besondere Stellung des Dekalogs als „Grundgesetz“ hängt auch damit zusammen, dass die Zehn Gebote im Unterschied zu anderen Gesetzessammlungen nicht mit Strafen für Einzelfälle[2] verbunden werden, sondern grundsätzliche Aussagen zum Verhalten des Menschen nennen. Viele Gebote des Dekalogs, die übrigens durchaus auch in anderen Kulturen zu finden sind, wirken sich bis heute aus (z. B. auch auf das Grundgesetz Deutschlands). 
In der Einleitung zu den Zehn Geboten wird an die wohl zentralste Erfahrung in der Geschichte Israels erinnert, nämlich an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei. „Ich bin JHWH[3], dein Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Sklaverei (Ex 20,2; Dtn 5,6). Bevor also von den Menschen sittliche Grundforderungen – die im Dekalog entfaltet wird – verlangt wird, wird an die große Befreiungstag Gottes erinnert. In diesem Sinne spricht man von der
„Priorität der Heilszusage und Heilserfahrung (Anm. nämlich der Befreiung aus Ägypten) vor dem Gesetz“. Die Einhaltung des Gesetzes ist dann gewissermaßen die Antwort des Volkes, um der Aufgabe, die gewonnene Freiheit zu bewahren und zu gestalten, gerecht werden zu können. Aus der Befreiungserfahrung des Volkes Israel erwachsen also quasi die sittlichen Verpflichtungen der Menschen untereinander und gegenüber Gott.
Hierzu zählt zunächst das so genannte „Fremdgötterverbot“: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Neben den Geboten, die das Verhältnis Gottes zu den Menschen (dazu gehört auch das Verbot der Bilderverehrung und das Namensmissbrauchverbot („Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen“) regeln, sind im Dekalog auch mehrere „soziale Gebote“ festgelegt.
Sabbatruhe, Verhältnis der Generationen, Schutz des Lebens, Wahrheit und Lüge, Eigentum
So wird etwa im so genannten „Sabbatgebot“ (in der Fassung Exodus als 4. Gebot, in der deuteronomistischen Fassung als 3. Gebot[4]) festgelegt, dass am Sabbat, dem siebten Tag der Woche, nicht gearbeitet werden soll. Dieses Gebot wird eigens auch für Sohn und Tochter, Sklave und Sklavin und sogar für das Vieh ausgesprochen. Alle sollen an diesem Tag ruhen.[5]  Das Gebot ist vielleicht so etwas wie das älteste Arbeitszeitgesetz. Der Sabbat ist somit durchaus eine soziale Errungenschaft, die – in Erinnerung an das Schöpfungswerk Gottes bzw. an die Befreiung aus Ägypten - die Arbeit des Menschen unterbrechen soll und dem Menschen Ruhe und Erholung verschaffen soll. Der christliche Sonntag wird zwar auch durch die Arbeitsunterbrechung und Erholung für den Menschen und die Verpflichtung zum Gottesdienst geprägt, gilt allerdings nicht als siebter Tag der Woche, sondern in Erinnerung an die Auferstehung Jesu als erster Tag der Woche. Übringes gibt es – in Anlehnung an den Wochenrhythmus – auch ein Sabbatjahr in der Landwirtschaft. Jedes Feld soll demnach alle sieben Jahre brach gelegt werden, d. h. nicht landwirtschaftlich bearbeitet werden. Was dennoch an Früchten auf dem Feld wächst, soll für die Armen bestimmt sein (vgl. Ex 23, 10f). Auch für Sklaven ist das siebte Jahr von besonderer Bedeutung. Wenngleich es auch in Israel – wie im ganzen Orient – Sklaven gegeben haben, galt für die jüdischen Sklaven, die zumeist „Schuldsklaven“[6] waren, dass sie nach sechs Jahren der Sklaverei im siebten Jahr freigelassen werden mussten (vgl. Ex 21, 2 bzw. Dtn 15, 12-13).
Schließlich kennt Israel noch das so genannte
Erlassjahr. Dieses besagt, wiederum in Anlehnung an die Zahl sieben, dass nach sieben mal sieben Jahren, also 49 Jahren, das fünfzigste Jahr ein Erlassjahr ist, in dem am „Versöhnungstag“ eine Wiederherstellung der ursprünglichen Besitzverhältnisse erfolgt. Das bedeutet, dass gekaufter oder verpfändeter Landbesitz in diesem Jahr wieder an seine ursprünglichen Besitzer zurück geht. Dasselbe gilt in diesen festgesetzten Erlassjahren für Sklaven, die sich an andere Israeliten verkauft haben. Sie dürfen wieder zu ihrer Sippe zurückkehren (vgl. Lev 25, 8-17).
Das fünfte Gebot (nach Zählung der Exodusfassung) bzw. 4. Gebot (nach „klassischer“ Zählung, die sich nach der Fassung im Buch Deuteronomium richtet), regelt das Verhältnis der Generationen: „Ehre deinen Vater rund deine Mutter“. Dieses Gebot gilt als „Generationenvertrag“, als Verpflichtung zur Solidarität zwischen den Generationen[7].
In der Umwelt des alten Israel gab es bei manchen Nomadenstämmen den Brauch, dass alte und bewegungsunfähig gewordene Greise einfach am Wegrand zurückgelassen wurden und damit dem Tod preisgegeben waren. Die Furcht vor dem Alter war daher ein ständiger Wegbegleiter solcher Nomadenstämme. Und solche Angst schränkt die menschliche Freiheit in gravierendem Ausmaß ein. Hier schafft das vierte Gebot eine völlig neue Ausgangsposition. Es befiehlt den Familien, ihre gebrechlichen Alten mitzunehmen, auch wenn dies manchmal beschwerlich und belastend sein konnte. Die Alten sollten keine Angst haben müssen. Das Wort "ehren" heißt damit nicht einfach nur Ehrfurcht erweisen, sondern "für den Lebensunterhalt sorgen". Nun wird auch der Zusatz "damit du lange lebst und es dir wohl ergehe ..."  verständlich. Der alte Mensch sollte keine Angst vor jener Zeit haben müssen, in der er nicht mehr für sich selbst sorgen kann, weil seine Kinder für ihn einstehen. Auch in der Gegenwart ist dieses Gebot von höchster Aktualität. Zwar braucht heute in unserem Sozialsystem niemand Angst haben, verhungern zu müssen, doch mangelt es den Alten in unseren Seniorenwohnheimen sehr oft an sozialen Kontakten. Sie fühlen sich abgeschoben, nicht mehr gebraucht, als "Last". Dies manifestiert sich oft auch in einem rapiden körperlichen Verfall. Hier könnte das vierte Gebot lebensspendende Impulse liefern.
Die (erwachsenen) Kinder sollen also die im Alter gebrechlichen Eltern weiter versorgen. Eine Auslegung des Gebots als eine moralische Gehorsamverpflichtung der Kinder gegenüber den Eltern würde zu kurz greifen. Der Respekt vor den Eltern zeigt sich in der Fürsorge für sie im Alter. Somit hat auch dieses Gebot eine soziale Dimension, wie eigentlich alle Gebote der so genannten zweiten Gesetzestafel (auf der ersten Tafel sind die Gebote festgehalten, die das Verhältnis des Volkes Israel zu seinem Gott Jahwe regeln). Das Tötungsverbot ist ebenfalls ursprünglich als soziales Gebot zu verstehen. Das Verbot zielt darauf ab, die eigene Freiheit zu bewahren, indem die Freiheit des anderen geschützt wird. Historisch gesehen verbietet das Gebot weder die Todesstrafe, noch das Töten im Krieg. Vielmehr ist das unrechte Töten, vor allem dann, wenn es heimlich und nicht nachweisbar geschieht, gemeint. Das Wort "morden" gibt eigentlich nur recht unvollständig wieder, was damit im Urtext gemeint war. Selbstverständlich ist jede Sorge um das Leben existenzbedrohend und Freiheit einschränkend. Das hebräische Wort, das bei diesem Gebot im Urtext steht, meinte aber die Tötung von absolut schutzlosem Leben, eine Tötung, die durch keine staatliche oder religiöse Instanz geahndet werden konnte - also den absolut geheimen Mord. Gott macht sich zum Schutzherrn jeglichen Lebens und entzieht die Verfügbarkeit darüber den Menschen. Dort, wo dieses Leben außerhalb einer jeden menschlichen Schutzeinrichtung steht, selbst dort breitet Gott seine Hand über uns Menschen aus.
Dieses Gebot wirft daher nicht nur ein Licht auf kritische ethische Bereiche wie Krieg u.ä., sondern auch auf Fragen wie Abtreibung, Euthanasie u.ä. und ist aktuell wie eh und je.
Das 6. Gebot (Ehebruchsverbot) „Du sollst nicht ehebrechen“ ist eigentlich ein Schutzgebot für Frauen. Ein äußerst wichtiger menschlicher Lebensbereich ist die Familie. Sowohl für die Sozialisierung der nachkommenden Generation als auch für die Reifung und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit stellt die Familie einen unersetzlichen Rahmen dar. Das 6. Gebot (nach deuteronomistischer Zählung) stellt nun die Familie unter den besonderen Schutz Gottes. Niemand sollte sich sorgen müssen, dass er plötzlich vor dem Nichts steht, wenn er älter und körperlich weniger attraktiv geworden ist.

In der heutigen Zeit ist die Virulenz des damit angesprochenen Problems durch unsere modernen Gesetze erheblich gemildert. Damals aber stellte dieses Gebot vor allem einmal die existentielle Absicherung der Frauen dar, die den Männern gegenüber ja in vielen Bereichen benachteiligt waren.
Heute wie damals allerdings ist dieses Gebot von erheblicher Bedeutung, wenn es nicht nur um die äußerlichen materiellen Belange geht, sondern wenn man auch die psychische Belastung einer auseinandergehenden Beziehung mit berücksichtigt. Das 7. Gebot: „Du sollst nicht stehlen“
schützt nicht nur den Bereich des persönlichen Eigentums, sondern hat ursprünglich eine in der heutigen Sprachgestalt nicht mehr unmittelbar feststellbare andere Bedeutung. In der Urfassung meinte es das Verbot des Menschenraubs (meistens verbunden mit dem Verkauf in die Sklaverei). Das Volk Gottes, das soeben aus Ägypten in die Freiheit geführt worden war, sollte nun seinerseits nicht dazu beitragen, dass andere ihr Leben in Unfreiheit fristen müssen. Wirft man einen Blick auf neueste Formen der Kriminalität, so zeigt sich die Aktualität dieses Gebots: Kidnapping, Geiselnahmen u.ä. fallen damit direkt in den Kompetenzbereich dieses Gebotes und stehen unter dem ausdrücklichen Verbot Gottes. Aber auch andere Missstände, die zur Unfreiheit von Menschen führen, fallen unter dieses Gebot. Fluchthelfer, die Eintreiber von "Mafia-Schutzgeldern", Menschenhandel, der oftmals mit dem Zwang zur Prostitution (auch von Kindern) verbunden ist u.ä.m. gefährden die Freiheit von Menschen und fallen unter den Kompetenzbereich dieses Gebotes. Die neuere Formulierung "stehlen" ist aber auch nicht von der Hand zu weisen. Hier geht es um den Schutz der menschlichen Besitztümer, die für ein unbeschwertes und glückliches Leben dringend notwendig sind. Die Auswirkungen des Kommunismus mit dem Verbot des Privateigentums haben gezeigt, wie wenig ein Mensch ohne einen privaten Verfügungsbereich sein persönliches Glück erlangen kann. Auch diesen Bereich schützt das 7. Gebot. Allerdings mit Vorbehalten: Die Bibel kennt nicht nur den "Diebstahl von unten", sondern auch den "von oben", als von den Machthabenden. Und dieser wird in den biblischen Dokumenten immer schlechter beurteilt als der andere. Auch hierin erweist dieses Gebot eine massive Aktualität. Auch heute haben viele Menschen einfach keine Chance zur Entwicklung und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, weil sie von Armut bedroht sind. Nicht nur die "neue Armut" in unserer Gesellschaft ist damit angesprochen, sondern das Ganze hat auch eine weltweite Dimension. Es gibt nicht nur den kleinen Ladendiebstahl, sondern es gibt auch den Diebstahl, die ungerechtfertigte Bereicherung einzelner Schichten auf Kosten einer breiten Masse armer Menschen (vgl. Nord-Süd-Konflikt, Entwicklungsländer). Diese Form der Ungerechtigkeit wird auch als „strukturelle Sünde“ bezeichnet. Vor allem die Propheten (vgl. Amos u.a.) verkünden ein Strafgericht Gottes, wo Reiche - oft völlig im Rahmen der Legalität - auf Kosten Armer leben. Im 7. Gebot wurzelt daher auch das moderne Gebot einer sogenannten "sozialen Umverteilung". Ebenso sind hier alle Postulate der kirchlichen Soziallehre verwurzelt.
Allerdings gibt es heute auch "am anderen Ende der sozialen Bandbreite" Verhaltensweisen und Sachverhalte, die mit dem 7. Gebot zusammenhängen. Das Sozialsystem möchte durch eine Vielzahl von Maßnahmen verhindern, dass jemand total durch das soziale Netz fällt. So positiv diese mehrfache Sicherung ist - sie ist doch auch anfällig für gezielten Missbrauch. Das kommt letztlich einer Ausbeutung des Sozialsystems gleich und gefährdet - bei entsprechend hoher Missbrauchsfrequenz - das System selbst. Letztlich kann diese Gebot also auch auf diesen Bereich aktualisiert werden. Das 8. Gebot „Du sollst nichts Falsches gegen deinen Nächsten aussagen“ (oftmals mit „Du sollst nicht lügen“ übersetzt) schützt nicht nur den Bereich der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit, die im zwischenmenschlichen Bereich von großer Bedeutung sind, sondern auch Leib und Leben und Ehre. Zur Zeit des Alten Testaments konnte jemand aufgrund der übereinstimmenden Aussage zweier Zeugen verurteilt und sogar mit dem Tode bestraft werden. Aus heutiger Sicht würde man dies als einen Schwachpunkt im Rechtssystem kritisieren. Und genau an diesem Punkt setzt das achte Gebot an. Es will genau dort schützen, wo Freiheit und Leben des einzelnen infolge einer falschen Zeugenaussage gefährdet sein könnten und er infolgedessen von Schäden bedroht ist.
Auch für die Gegenwart bieten dieses Gebot und der dahinterstehende Geist eine Reihe von Impulsen. Es verweist uns nicht nur auf den breiten Bereich von Wahrheit und Wahrhaftigkeit im zwischenmenschlichen Bereich, sondern es kommen auch größere Systeme in den Blick. Mit den Mitteln der modernen Medienwelt reicht oft eine einzige Berichtskampagne, um Ansehen und Würde einer Person nachhaltigst zu beeinträchtigen. Manche sprechen im Zusammenhang damit sogar von einer doppelten Gerichtsbarkeit (Justiz und Medien). Wo Gerichte noch lange keinen Schuldspruch zu fällen in der Lage sind, sind Menschen schon oft nachhaltigst ruiniert.
Das neunte Gebot „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau“ und das zehnte Gebot „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut“ soll vor öffentlichen Vergehen bewahren. Schützen die Gebote vier bis acht vorwiegend zentrale Lebensinteressen anderer, indem sie mich im Gewissen vor Gott in Pflicht nehmen, so bilden die Gebote eins bis drei (Verhalten gegenüber Gott) und neun und zehn einen massiven Schutzwall, um die je persönliche Freiheit zu wahren. Die Einschränkung und der Verlust meiner persönlichen Freiheit beginnt nämlich oft nicht erst bei konkreten Handlungen, sondern bereits zuvor in einem unrichtigen (und teilweise unbeherrschten) Begehren. Die Gebote neun und zehn machen nun darauf aufmerksam, dass Ehebruch und Diebstahl nicht einfach erfolgen, sondern in einem vom Gebot als falsch qualifizierten Begehren wurzeln.
Auch hierin zeigt sich wieder die Aktualität dieses Gebotes: Wie viele Menschen leben heute über ihre Verhältnisse und erleben dann - infolge der Schuldenrückzahlungen - ihre Freiheit oft jahrelang enorm eingeschränkt? Wie viele Ehen gehen auch deshalb auseinander, weil der Wille zur Treue gegenüber dem Partner einem Konsumdenken auf dem Gebiet der Sexualität gewichen ist.
Alle Gebote dienen also nicht nur in der Geschichte, sondern  bis auf den heutigen Tag der Aufrechterhaltung der menschlichen Freiheit im Abwehrkampf gegen Gefährdungen von innen und außen. Wesentliche Bereiche des Lebens werden durch die Gebote geschützt, die damit nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Zukunft einen bleibenden Platz in der modernen Welt einnehmen werden. Somit kann durchaus behauptet werden, dass der Dekalog auch heute noch als die „Zehn Weisungen“ durchaus aktuell ist.

Recht und Gerechtigkeit, prophetische Sozialkritik
Lehrplanbezug: Mi 6,1-16; Am 2,6-16 ; Geschichtlicher Hintergrund und sprachliche Form, bleibende Bedeutung: Ungerechtigkeit als himmelschreiende Sünde; Theologie der Befreiung
Zeitgeschichtlicher sozialer Hintergrund[8]
Die Propheten treten leidenschaftlich für soziale Gerechtigkeit und eine gerechte Gerichtsbarkeit ein. Zudem richten sie ihre Drohungen gegen den Abfall von Gott, gegen den Kult der fremden Götter und pervertierten Gottesdienst. Nach dem Verständnis Israels sind Gebote Hilfe für das Zusammenleben der Menschen untereinander und mit Gott. Wenn das Gesetz als Gabe Gottes missbraucht wird, droht das Gericht. Derartige Drohreden finden wir vielfach bei den alttestamentlichen Propheten, die sich allerdings weniger als diejenigen verstanden, die die Zukunft voraussagen, sondern vielmehr als "Sprachrohr Gottes" (Vgl. hierzu die vielfach anzutreffende Formulierung: "Spruch des Herrn", den die Propheten an ihre Predigt oder ihre Aussagen anhängen.).
Vor der Zeit des Königs Salomo, der Ende des 10. vorchristlichen Jahrhunderts König in Israel war, war jede Bevölkerungsgruppe (Sippe, Ortschaft, Volk) für sich allein wirtschaftlich lebensfähig gewesen. Nun änderte sich dies. Die Position des Königs wurde ausgebaut. Die Leute hatten Steuern zu zahlen und Frondienste zu leisten. Das Königtum war auf dem Weg, nicht mehr dem Volke zu dienen, sondern sich von ihm bedienen zu lassen. Eine Minderheit, die ebenfalls zur Geldwirtschaft überging, profitierte von dieser Entwicklung. Sie gelangte zu Reichtum, Besitz und Macht, allerdings auf Kosten der Bevölkerung. So entwickelte sich ein "frühkapitalistisches Wirtschaftssystem". Hauptsächlich im 8. Jahrhundert vor Christus war diese Entwicklung in vollem Gange. Armut hatte es schon immer gegeben. Dies war bislang allerdings das Schicksal einzelner gewesen. Jetzt, infolge des Übergangs von der Natural- zur Geldwirtschaft, wurde Armut zum Los vieler, da sie sich nicht von ihrem „Beruf“ als Bauern oder Viehzüchter trennen wollten und konnten. Die reiche Minderheit nützte die Lage skrupellos aus, entrechtete und enteignete die Armen, wenn sie in Notzeiten (etwa nach mehreren Missernten) ihre Schulden nicht mehr bezahlen konnten. In größeren Siedlungen sammelte sich eine Art „Proletariat“, angewiesen auf die Pacht kleiner Felder. Sie wurden Hörige, Abhängige, die nicht mehr die vollen Rechte als Staatsbürger besaßen. Das Ergebnis war eine vollständige Entmündigung, politisch, rechtlich, sozial und religiös. Das Volk teilte sich in eine reiche, in Saus und Braus lebende Oberschicht (Großgrundbesitzer, Großkaufleute, Patrizier, einige reich gewordene Handwerker) und eine Masse der Bevölkerung, arm, ausgepresst durch die staatlichen Abgaben, oft fast völlig entrechtet. 
Die Propheten haben immer wieder auf diese Missstände hingewiesen, sie als einen Abfall von Gott und seinem Weg gegeißelt, und in seinem Namen Gerechtigkeit gefordert. Sie lehnen nicht grundsätzlich die wirtschaftliche Entwicklung ab, da sie allgemein den Handel fördern und die Produktion vermehren kann. Aber sie ziehen zu Felde gegen den Missbrauch, gegen Gewinnsucht, Machtanmaßung und ausschweifendes Leben. Gemeinschaftswidriges Verhalten wurde von den Propheten immer auch als Verletzung des von Gott geschenkten Rechts angeprangert.
Typische Inhalte und Merkmale prophetischer Rede sind die Anklage sowie eine Prophezeiung, oft mit einer Zeichenhandlung verbunden.
Als bedeutende sozialkritische Propheten sind insbesondere Hosea, Amos und Micha bekannt geworden. Alle drei Propheten gehörten zu den so genannten „Kleinen Propheten“, weil von ihnen relativ wenig überliefert ist. Ihre Schriften sind im Zwölfprophetenbuch zu finden, das den Abschluss des Alten Testaments liefert.
Alle lebten wohl im 8. Jahrhundert, wobei Hosea und Amos im Nordreich Israel tätig waren, Micha im Südreich Juda. Das ehemals einige Königreich Israel wurde nach dem Tode Salomos getrennt.
Amos war ursprünglich Viehzüchter und Maulbeerfeigenpflanzer aus Tekoa (südlich von Bethlehem), wurde dann zum Propheten berufen und ins Nordreich Israel geschickt. Dort hat König Jerobeam II (786-746 v. Chr.) dem Land Ruhe, Frieden und wirtschaftlichen Wohlstand beschert. Allerdings ist die soziale Gerechtigkeit nicht mehr gegeben. So klagt dann auch Amos die unwürdigen Zuständige im Staat, in der Verwaltung, im Gerichtswesen und in der Wirtschaft an. Übervorteilung, Ausbeutung, Rechtsbruch, Gewinn- und Genusssucht machen sich breit. Die Reichen nehmen den Armen Weinberge und Land als Zins für gewährte Darlehen weg. Im Nordreich Israel  klagt Amos nun entschieden unwürdige Zustände im Staat, in der Verwaltung, im Gerichtswesen und in der Wirtschaft an. Insbesondere prangert er an, dass die Oberschicht die ärmere Bevölkerung zu bloßen Objekten ihres Erwerbs-, Macht und Genusstriebs herabwürdigt und so das „Gottesrecht“ bricht. Dabei neigt Amos durchaus zu deutlichen Worten, wenn er etwa die Frauen der Oberschicht als „Baschankühe“ (dies waren gut genährte Kühe des Baschan, eines Weidegebiets im nördlichen Ostjordanland) bezeichnet, die die Schwachen unterdrücken und die Armen zermalmen (Am 4, 1). Er kritisiert, dass Hilflosen Pachtgeld auferlegt wird und ihr Getreide mit Steuern belegt wird, Unschuldige in Not gebracht werden, Arme rechtlos sind vor Gericht (vgl. Am 5, 7.10-15). Er wirft den Reichen Faulheit, Unmäßigkeit und Arroganz vor (Am 6, 1-7) und droht mit Verbannung und Untergang. Zudem lehnt er sich dagegen auf, dass die Schwachen verfolgt, die Armen im Land unterdrückt werden, dass Preistreiberei erfolgt und Gewichte gefälscht werden, dass Hilflose und Arme gekauft werden (für ein paar Sandalen die Armen) und in Schuldsklaverei verfallen (vgl. Am 8, 4-7). Schließlich wirft er den Reichen vor, dass sie zwar Opfer darbringen, mit Liedern und Harfenspiel Gottesdienst feiern, aber Recht und Gerechtigkeit missachten (vgl. Am 5, 21-27).  "Ihr bringt den Unschuldigen in Not, ihr lasst euch bestechen und weist den Armen ab vor Gericht", so sein Vorwurf (Am 5, 12). Dabei bezeichnet er diese Vergehen auch als "Sünde" (Am 5, 12) und macht damit klar, dass diese nicht nur Schuld im "weltlichen" oder humanitären Sinne sind, sondern auch Schuld im Verhältnis zu Gott. Amos wird wegen seiner drohenden Botschaft  vom Untergang Israels durch die Assyrer (die Assyrer eroberten dann auch 722 v. Chr. das Nordreich Israel und führten die Oberschicht in die Verbannung) und wegen seines Aufrufs zur Aufruhr (Am 7, 10) schon bald durch den Priester Amazja des Landes verwiesen (Am 7, 10-17).
Micha wirft den Reichen im Land vor, dass sie Felder und Häuser unrechtmäßig an sich reißen, dass sie das Recht brechen (Sie aber hassen das Gute und lieben das Böse, Mi 3, 2a), dass Führer, Priester und Propheten bestechlich sind (Mi 3, 11), dass Gewichte und Waagen gefälscht werden und die Reichen nur Gewalttat kennen (Mi 6, 10-12). Dabei fordert er – in Erinnerung an die Befreiungstat Jahwes – „nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott“ (vgl. Mi 6, 1-8). Dennoch sieht Micha die Möglichkeit, dass Gott sich seines Volkes erbarmt und dessen Schuld tilgt (vgl. Mi 7, 8-20). Er kündigte (Mi 3, 12) allerdings auch als erster an, dass Jerusalem untergehen würde (so geschehen mit der Eroberung durch den Babylonier Nebukadnezzar im Jahre 586 v. Chr.). Von Micha stammt übrigens auch das berühmte Wort von den Schwertern, die zu Pflugscharen umgeschmiedet werden (vgl. Mi 4, 3b).
Insgesamt zeigt die prophetische Kritik an sozialen Missständen, dass recht verstandener Gottesdienst immer auch Menschendienst ist und Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen durch die Menschen untersagt und ausschließt. Soziale Gerechtigkeit war schon zu Zeiten des Alten Testaments eine Grundforderung, die – wie gesehen – allerdings immer wieder auch gebrochen wurde. Weil Gerechtigkeit und Schutz der Armen eben auch eine Forderung Gottes ist, kann das Fehlverhalten der Mächtigen, der Reichen, der Führer, der habgierigen Propheten usw. durchaus als "zum Himmel schreiende Sünde" bezeichnet werden.
Anklage gegen Ausbeutung der Armen erheben allerdings auch Jesaja (vgl. Jes 1, 21-25;  3, 13-15 u. a.) oder Jeremia (vgl. Jer 7; Jer 22, 13-19), die beide im Südreich Juda wirkten. Jesaja lebte im 8. Jahrhundert vor Christus, Jeremia im 7. Jahrhundert vor Christus und erlebt den Fall Jerusalems und dessen Einnahme durch die Babylonier im Jahre 586 v. Chr. Diesem Untergang des Südreichs Juda unter Nebukadnezzar folgt die so genannte "Babylonische Gefangenschaft" bzw. das "Babylonische Exil" bis zur Rückkehr im Jahre 538 v. Chr. Das "Babylonische Exil" gilt in der Geschichte des Judentums allerdings - neben dem Rückfall in die politische Bedeutungslosigkeit - als Höhepunkt der Glaubensentwicklung (Entstehung der Priesterschrift mit der Schöpfungsgeschichte, Betonung des Sabbats als Kennzeichen der Juden, Entwicklung zum Monotheismus).

Neben der prophetischen Kritik an sozialen Missständen, die wir im AT an verschiedenen Stellen finden, gibt es im Ersten Testament (oder der Hebräischen Bibel), wie das AT zuweilen auch genannt wird, auch ganz konkrete Normen, die auch für unsere Zeit durchaus bedenkenswert sind.
So gibt es den Aufruf, Fremdlinge (Asylsuchende) aufzunehmen: Die Israeliten sollten Fremdlinge nicht - wie offensichtlich geschehen - bedrängen oder bedrücken bzw. ausbeuten, "denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen" (Ex 22, 20).
Der Schutz des Sabbats als Ruhetag gilt nicht nur für die Israeliten, sondern auch für das Vieh und für Sklaven und Fremden (Ex 23, 12).
Eine besonders weitreichende soziale Regelung ist der so genannte "Schuldenerlass" (vgl. dazu Dtn 15) in jedem siebten Jahr. In jedem siebten Jahr sollten auch Anbauflächen brach liegen. Der Ertrag, den die Anbauflächen dann doch erbringen, gehört den Armen. Zudem gibt es die Vorschrift, dass in jedem dritten Jahr der so genannte "Zehnte" abgeliefert werden muss, damit die Fremden, die Waisen und die Witwen, also die Armen "kommen können, essen und satt werden" (Dtn 14, 28f). Ansonsten ist der Zehnte für das "Heiligtum" bestimmt. 

Gerechtigkeit im Reich Gottes, Botschaft Jesu als Handlungsimpuls und Vision
Im Neuen Testament ist zwar keine entwickelte Theorie zur sozialen Gerechtigkeit zu entdecken. Dennoch zeigt die Botschaft vom Reich Gottes und das konkrete Handeln Jesu, dass die Nächstenliebe gemeinsam mit der Gottesliebe das wichtigste Gebot ist, dem die Menschen nachkommen sollen. In den Seligpreisungen der Bergpredigt (Mt 5, 3-12) hebt Jesus Eigenschaften wie Barmherzigkeit, Gerechtigkeitsliebe und Friedfertigkeit besonders hervor. Die Gerechtigkeit der Menschen - so Jesus in Mt 5,20 - muss größer sein als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, damit man in das Himmelreich kommt. 
Konkrete Nächstenliebe soll - unabhängig von Feindschaften (wie diese zwischen Israeliten und Samaritern bestand) in der Not überwunden werden. Das klassische Beispiel hierfür ist das bei Lukas überlieferte "Beispiel vom barmherzigen Samariter" (Lk 10, 25-37). Die Hilfe des Samariters ist bedingungslos und selbstverständlich. Er unterstützt den unter die Räuber Gefallenen weit über das eigentlich erforderliche Maß ohne auf Entgeltung zu achten. 
In geradezu provozierender Weise weist er die Reichen darauf hin, dass sie verantwortlich mit ihrer Privilegierung umgehen müssen. Den Armen spricht er das Reich Gottes zu (Lk 6, 20b), den Reichen und Satten gegenüber stimmt er einen "Weh-Ruf" an (Lk 6, 24f). Die lukanische Feldrede (Lk 6, 17 - 49; die Parallele zur matthäischen Bergpredigt) zeigt - neben anderen Worten Jesu - seine besondere Nähe zu den Entrechteten, Ausgestoßenen und Armen an. So hat Jesu Botschaft durchaus auch eine soziale Dimension. Sie richtet sich vor allem auch an die, die etwa durch Kollaboration mit den Römern zu Reichtum gekommen sind (Zöllnern, Priesterschicht) und fordert an vielen Stellen dazu auf, die zu Unrecht und unschuldig in Not Geratenen zu unterstützen (vor allem waren dies Witwen und Waisen oder auch Kranke, weil es für diese Menschen eigentlich nur die Solidarität der anderen gab, um zu überleben). Bekannt ist auch die Stelle, wo Jesus "vom rechten Gebrauch des Reichtums" spricht (Lk 16, 9-13). Dabei warnt er ausdrücklich davor, sich ganz dem "Mammon" und damit dem Reichtum zu verschreiben (Lk 16, 13). Vielmehr gilt es, "mit Hilfe des ungerechten Mammons sich Freunde zu machen", also das Geld - wenn man so will - sozialpflichtig einzusetzen. 
Wie entscheidend das Verhalten der Menschen zu den Mitmenschen, vor allem gegenüber denen, die in Not geraten sind, für das Heil der Menschen ist, zeigt auch die bekannte Rede vom Weltgericht (Mt 25), die in der Formulierung "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25, 40) gipfelt. 
Zusammenfassend zeigt die jesuanische "Kreativität der Liebe", dass gegen Ungerechtigkeiten und Not in der Welt vorgegangen werden kann. Dennoch kann das Neue Testament nicht für irgendwelche sozialistischen Phantastereien herangezogen werden. Das Privateigentum und wirtschaftliches Verhalten werden durchaus geachtet, wie u. a. auch das Gleichnis vom "anverrtrauten Geld" (Mt 25, 14-30) zeigt.

Verständnis von Gerechtigkeit in der Bibel
Nach biblischem Verständnis bedeutet Gerechtigkeit übrigens nicht die unparteiische Gleichbehandlung aller. Vielmehr meint Gerechtigkeit - wie auch aus obigen Beispielen deutlich zu erkennen - die Parteinahme und den Einsatz für Benachteiligte. So äußert sich Gottes Gerechtigkeit gerade im Eintreten für Schwache und Hilfsbedürftige, für Witwen und Waisen,
 für Fremde und Unterdrückte. Diese Form von Gerechtigkeit schafft Gemeinschaft, schafft Frieden zwischen den Menschen untereinander und zwischen den Menschen und Gott. Gottes Gerechtigkeit geht dabei - wie es auch die Menschen des Alten Testaments erfahren haben - weit über das hinaus, was eigentlich gerecht wäre. Das Volk wendet sich immer wieder von Gott ab, Gott aber wendet sich immer wieder neu dem Volk zu. Gerechtigkeit Gottes hat also immer auch mit Gnade und Barmherzigkeit zu tun. 
Schließlich wird im Neuen Testament die Gerechtigkeit Gottes in Kreuz und Auferstehung Jesu offenbar. Jesus, so die Überzeugung der Christen, hat stellvertretend für die Menschen die Vergebung der Sünden erwirkt und somit die Menschen gerecht gemacht vor Gott. Dies ist zwar eine sehr tiefe theologische Erkenntnis, bestätigt aber dennoch, dass Gerechtigkeit in biblischem Verständnis immer mit Gnade zu tun hat. 


[1] Deuteronomium heißt eigentlich die „zweite Gesetzgebung“. Das Buch ist formal eine Sammlung von Mose-Reden, deren Inhalt der Monotheismus, die Erwählung des Volkes Israel, der Bund Gottes mit seinem Volk und die Liebe ist. Die Gesetze in Dtn 12-26, dem Deuteronomischen Gesetzbuch sind als Kommentar zum Dekalog zu verstehen.

[2] So werden die Gesetze im Bundesbuch (Ex 21 bis 23), die aus Konkretisierung des Dekalogs verstanden werden können, durchaus mit Strafen, die ein bestimmtes Vergehen nach sich ziehen, versehen (vgl. etwa Ex 21, 12-17)

[3] JHWH wird als das Tetragramm des Gottesnamens bezeichnet. Ob die Aussprache nun Jahwe oder Jachwä oder gar Jehova ist, lässt sich letztlich nicht eindeutig festlegen. Der Gottesname wurde ohnehin nur selten ausgesprochen, weil – wie auch heute noch bei streng gläubigen Juden gültig – die Ehrfurcht vor der Größe Gottes es verbietet, seinen Namen auszusprechen.

[4] Im Weiteren wird die deuteronomistische Zählung als die „klassische Zählung“ übernommen.

[5] Nebenbei sei bemerkt, dass dabei in der Fassung Ex 20,10f das Sabbatgebot mit dem Ruhetag Jahwes beim Schöpfungswerk begründet wird, in Dtn 5, 15 aber als Begründung die Befreiung aus Ägypten genannt wird. Der Begriff Sabbat bedeutet in der hebräischen Sprache als „schabat“ aufhören, ruhen. In der jüdischen Tradition wurden ausgehend vom Sabbatgebot zahllose Sabbatgesetze entwickelt, die zum Teil heute noch von streng gläubigen, also orthodoxen Juden befolgt werden.
Übrigens: Orthodoxe Juden dürfen bis auf den heutigen Tag am Sabbat nichts machen, was irgendwie mit Arbeit zu tun hat. Dazu gehört sogar schon der Tastendruck in einem Aufzug. "Sie dürfen nichts in Bewegung setzen, was nicht dem göttlichen Willen entspricht", erklärt Paul Spiegel in einem Gespräch mit Johannes B. Kerner. Deshalb gibt es in israelischen Hotels Aufzüge, die sich während der 24 Stunden des Sabbat auf Automatik umstellen lassen. Sie halten dann von selbst alle zwei oder drei Stockwerke an, der Rest muss zu Fuß erledigt werden. (zitiert nach: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,2129827,00.html, 08.06.04)
[6] Schuldsklaven sind Israeliten, die ihre Schulden nicht bezahlen können oder größere Diebstähle gemacht haben und dann als Schuldsklaven bei ihren Gläubigern ihre Schuld abarbeiten mussten. Insgesamt waren die Sklaven in Israel stärker geschützt als in anderen Kulturen. So durften sie auch am Sabbat ruhen oder gar fliehen, wenn sie schlecht behandelt wurden.

[7] In der Darstellung der Bedeutung der folgenden Gebote habe ich im Wesentlichen die Ausführungen von Gerhard Krisper, Der Dekalog als Charta der Freiheit, übernommen.
Quelle: http://www-theol.kfunigraz.ac.at/kat/rb/umat/dekalog.htm, 9. Juni 2004

[8] Im Folgenden übernehme ich weitgehend die Ausführungen aus Wege 1, Soziale Gerechtigkeit, Schülerheft für den kath. Religionsunterricht Jahrgangsstufen 12 und 13 der Gymnasien in Baden-Württemberg, Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm, unveränd. Nachdruck 1996, S. 17

Stand: Februar 2005